Donnerstag, 7. November 2013

Rezension...Linna singt von Bettina Belitz

Die Autorin:

Bettina Belitz wäre an einem sonnigen Spätsommertag des Jahres 1973 beinahe in einer Heidelberger Bäckerei zur Welt gekommen, ein Umstand, der ihre Leidenschaft für Pflaumenkuchen erklärt. Ihre zweite Leidenschaft ist der Tatsache geschuldet, dass sie zwischen unzähligen Büchern aufwuchs und sich deswegen schon früh in die Magie der Buchstaben verliebte. Lesen alleine genügte ihr bald nicht mehr – nein, es mussten eigene Geschichten aufs Papier fließen. Nach dem Studium arbeitete Bettina Belitz als Journalistin, bis sie ihre (nicht kulinarische) Leidenschaft aus Jugendtagen zum Beruf machte. Heute lebt sie umgeben von Pferden, Schafen, Katzen und Hühnern in einem 400-Seelen-Dorf im Westerwald und lässt sich von der Natur und dem Wetter zu ihren Romanen inspirieren.
(scrip5.de)


Inhalt:

Seit fünf Jahren hat Linna sie nicht mehr gesehen: Maggie, Simon, Jules und Falk, die ehemaligen Mitglieder ihrer Band. Nun treffen sie sich in einer Hütte in den Bergen wieder, um für einen Auftritt zu proben. Linna hatte eigentlich keinen Grund, Maggies Einladung zu folgen, denn was die anderen nicht wissen: Seit damals hat sie keinen Ton gesungen. Doch etwas treibt sie an, sich ihrem alten Leben zu stellen: die Erinnerung an eine Nacht mit Falk, dem Gitarristen. Linna muss sagen, was vor fünf Jahren unausgesprochen blieb, und sie muss hören, ob Falk eine Antwort hat.
Bald beginnt die von Anfang an gespannte Atmosphäre zu kippen: Was als zwangloses Wiedersehen geplant war, wird zum zermürbenden Psychospiel, bei dem Linna immer mehr als Lügnerin dasteht. Sie gerät in einen Strudel aus Verdächtigungen, Abhängigkeiten und tragischen Missverständnissen, der sie schließlich zwingt, die Erinnerung an vergangenen Schmerz zuzulassen. Denn dort liegt der Schlüssel zu allem: der Grund dafür, dass Linna nicht mehr singt.


Daten im Überblick:

Gebundene Ausgabe:
Autor: Bettina Belitz
Originaltitel: /
Erschienen:2012
Verlag: Script5
Seiten: 512
Preis: 18,95€










Eigene Meinung:

Seit fünf Jahren haben Linna und ihre ehemaligen Bandkollegen nicht mehr miteinander gesprochen. Der Streit in dem sie auseinander gingen, wird für ihre angesetzten Proben zur Belastung und die Geheimnisse die sie mit sich herumtragen, zum verwirrenden Psychospiel. Aber auch Linna selbst hat Dinge zu verbergen: vor den vier Bandkollegen und sich selber.

Düstere Stimmung, Herzklopfen vor lauter Spannung und Romantik sowie eine ordentliche Portion Verwirrung sind die Zutaten für diesen außergewöhnlichen Roman. Bettina Belitz bietet dem Leser hier eine aufregende Mischung aus Psychothrillerelementen, einer kleinen Liebesgeschichte, Freundschaft und Tiefgang. Dabei nimmt sie sich keineswegs zu viel vor, sondern setzt diese Geschichte so packend um, dass ich beim draußen wütenden Sturm zusammengezuckt bin und mit Linna mitgelitten habe.

Durch ihren Schreibstil wurde das Buch schon nach kurzer Zeit zu einem Pageturner, obwohl man über die Vergangenheit der Band wenig erfährt. Selbst über die Protagonistin Linna ist wenig in Erfahrung zu bringen, doch auch so herrscht in dem Buch genug Action.

Wunderschöner Einband ♥
Das Psychospiel beginnt auf einer Almhütte, die bereits nach wenigen Stunden durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten ist. Aus den angesetzten Proben wird schon bald nichts: Linna fühlt sich gefangen, alle scheinen gegen sie zu sein, glauben sie hat Geheimnisse vor ihnen. Dabei sind Tobi, Maggie, Julian und Falk diejenigen die sie nicht an ihrem Leben teilhaben lassen. In Bedrängnis geraten versuchen sie Dinge aus ihr herauszudrängen, die sie lieber für sich behalten würde. Als dann auch noch nachts Botschaften an die Wände gepinselt werden, hat jeder Linna im Verdacht. An diesem Punkt wusste selbst ich nicht mehr genau: War es Linna oder nicht? Ist sie vielleicht krank? Oder hat es jemand auf sie abgesehen?

Ich habe wirklich mit Linna mitgelitten und wollte dieses Psychospiel gerne verstehen können. Allerdings blieb es für mich bis zum Schluss ein Geheimnis.
Wäre die unkitschige Liebesgeschichte nicht gewesen, ich weiß nicht ob ich dieses Psychospielchen ausgehalten hätte. So konnten auch endlich einige Dinge aus Linnas Vergangenheit geklärt werden.

Und auch die anderen Charaktere bieten während des Lesens reichlich Stoff für Diskussionen. Ihre Abgründe machen sie unberechenbar und sind im Endeffekt Spiegelbild für jeden Leser. Denn zugegeben, jeder hat irgendein Geheimnis (und sei es noch so klein), das er nicht preisgeben möchte…
Linna ist eher verschlossen, „undurchschaubar, geheimnisvoll“ finden sie die meisten und für Maggie ist sie einfach nur eine männerjagende Bestie. Für mich war sie aus irgendeinem Grund sofort sympathisch, auch wenn es mir nicht leicht gefallen ist sie zu verstehen.

Das Ende hat mich leicht verstört und etwas enttäuscht zurücklassen. Der klassische Fall von: Der Autor hat ein tolles Ende geschaffen, für sich selbst und den Roman als Gesamtkunstwerk, aber nicht für die Charaktere und auch nicht für mich.

FAZIT

Ein absolut mitreißendes Werk, das zu Unrecht als Jugendroman eingeordnet wird (die Protagonisten sind längst aus der Schule und Mitte 20) und Romantik, Psychospiele und menschliche Abgründe zu einem spannenden Gesamtwerk vereint! Eines meiner Lesehighlights dieses Jahr!

5/5 Punkten

2 Kommentare:

  1. Es ist zwar schon relativ lange her, seit ich das Buch gelesen habe, aber ich weiß noch, dass ich definitiv auch sehr begeistert davon war :D Ich glaube, ich muss es demnächst nochmal lesen.
    Ich hab es bei meiner Rezi auch als Jugendbuch einsortiert. Es geht ja dabei auch nicht darum, wie alt die Figuren sind, sondern für welche Altersgruppe das Buch geeignet ist. Und da finde ich so 15, 16 schon definitiv passend - es geht ja total um Selbstfindung, Beziehungen und so weiter. Aber du hast schon recht, so ein "reiner" Jugendroman ist es für mich auch nicht.

    Und jaaa, das Ende. Fand ich auch sehr unbefriedigend. Aber damit muss mal leben :D Dafür waren diese Psychospielchen echt gut angelegt. Linna fand ich zwar etwas anstrengend, aber immerhin konnte man immer nachvollziehen, warum sie gerade so kompliziert ist. Besonder gefallen hat mir dieses netzartige Beziehungsgeflecht, aus dem keiner der Figuren ausbrechen konnte. Dabei gelingt es Linna ja ganz oft, die Probleme zu analysieren, aber sie lässt sich trotzdem immer wieder in ihre Ecke drängen. Hach. Wirklich ein tolles Buch :)

    Liebe Grüße
    MelMel

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  2. Hallo :)

    Bei mir ist es schon ziemlich lange her, dass ich das Buch gelesen habe. Ich weiß aber noch, dass ich 4 Punkte vergeben habe, da ich Probleme hatte, in die Geschichte abzutauchen und so tagelang immer nur ein paar Seiten darin gelesen habe. Im Endeffekt fand ich es aber wirklich gut und werde es vielleicht irgendwann sogar noch einmal lesen :)

    Schöne Rezi!

    Liebe Grüße
    Binzi

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Danke für jedes einzelne liebe Kommentar! Anni