Die indische Jugendbuchautorin Sangu Mandanna wurde in Bangalore geboren und verfasste ihre erste Geschichte im Alter von vier Jahren, nachdem sie von einem Elefanten gejagt wurde. Nachdem sie mit 19 nach England ausgewandert war, schloss sie drei Jahre später mit 22 ihr Studium im britischen Lancaster ab. Während ihrer Studienzeit lernte Sangu Mandanna ihren heutigen Ehemann kennen und lebt noch heute zusammen mit ihm und dem gemeinsamen Sohn in Lancaster. Als Inspiration für ihren Debütroman "The Lost Girl", der im August 2012 in Deutschland mit dem Titel "Lost Girl. Im Schatten der Anderen" erscheint, diente ihr der Roman "Frankenstein".
Inhalt:
Die Eltern der Anderen haben ihre Erschaffung in Auftrag gegeben. Die Andere ist das Original, sie ist die Kopie. Alles, was sie tut, hängt von der Anderen ab. Und wenn sie sich nicht an die Regeln hält, ist ihr Leben in Gefahr. Weitere Produktinformationen: Amarras Eltern lieben ihre Tochter so sehr, dass sie eine Doppelgängerin erschaffen lassen. Sie wächst abgeschottet von der Außenwelt auf und hat nur eine Bestimmung: die echte Amarra im Todesfall zu ersetzen. Darum muss sie wissen, was Amarra weiß; essen, was Amarra isst; lesen, was Amarra liest. Und obwohl sie nur lieben darf, wen Amarra liebt, verliebt sie sich Sean, einen ihrer Betreuer - ein lebensgefährlicher Verstoß gegen die Spielregeln eines grausamen Experiments.
Daten im Überblick:
Gebundene Ausgabe:
Autor: Sangu Mandanna
Originaltitel: The Lost Girl
Erschienen: 2012
Verlag: Ravensburger Buchverlag
Seiten: 448
Preis: 16,99€
Eigene Meinung:
Amarras Eltern lieben ihre Tochter so sehr, dass sie ein
Echo ihrer Tochter erschaffen lassen haben. Dieses Mädchen ist äußerlich eine
perfekte Kopie von Amarra, sie soll sprechen wie Amarra, alles lesen und essen
wie Amarra und sich wie sie anziehen. Sie soll dieselben Personen lieben,
Menschen die sie nie in ihrem Leben getroffen hat, damit sie nach dem Tod von
Amarra an ihre Stelle treten kann. Sie ist ein Wesen ohne Rechte, erschaffen
von Meistern, unnatürlich. Macht sie einen Fehler kann sie jederzeit abgeschaltet
werden.
„Lost Girl“ ist eine Dystopie die sich mit einem dem Klonen
ähnlichen Verfahren beschäftigt und dadurch ein sehr spannendes
Gedankenexperiment darstellt. Durch Amarra bekommt man viele Informationen über
die Aufgabe der Echos und den Regeln denen sie unterliegen. So dürfen sie sich
keinen eigenen Namen geben, die Stadt in der sie leben nicht verlassen und
nicht flüchten. Ansonsten können die Meister Amarra sofort den Prozess machen
und sie töten. Amarra ist sich dieser Situation immer bewusst. Trotzdem
versucht sie so viele Freiheiten wie möglich bei ihren Vormunden zu erkämpfen.
Denn egal was alle Umstehenden glauben: Das Mädchen, dass sich schon immer
einen Namen gewünscht hat, hat Gefühle und die Seele der „echten“ Amarra wird
nach ihrem Tod nie in ihrem Körper leben.
Diese Kämpfernatur ist etwas was ich sehr an Protagonisten
schätze. Dabei ist Amarra aber auch nicht naiv, sondern versucht ihre Aufgabe
zu erfüllen, da dies ihre einzige Chance auf Leben ist. Die ständige Angst vor
Fehlern, vor dem Ausgelöscht werden, davor das andere Menschen sie als Echo
erkennen, ist immer fühlbar.
Ich habe sehr mit ihr mitgelitten, allerdings
zauberte die zarte Liebe zwischen der Protagonistin und Sean mir auch ein
Lächeln ins Gesicht. Die Beziehung der beiden, sofern man überhaupt davon
sprechen kann, entwickelt sich sehr langsam, da es ihr nicht gestattet ist
jemanden zu lieben, den Amarra im fernen Bangalore nicht kennt und liebt. Klar
passt diese total ins Schema Jugendbuch, aber gestört hat mich das nicht
wirklich.
Die „echte“ Amarra ist alles andere als begeistert von ihrem
Echo und beschimpft sie sogar als „Dieb“. Die Autorin gibt auch Einblicke in
die Gedanken von Amarras Eltern und Geschwistern, ihren Freunden, den Meistern
und Vormunden. Dadurch ergibt sich ein Gesamtbild das mir gut gefallen hat und
auch dabei geholfen hat die Situation von Amarra zu verstehen.
Allerdings hätte ich gerne noch mehr Hintergrundinformationen
gehabt, zum Beispiel dazu wie Echos entstehen oder wie andere Echos versuchen
ihr Leben zu gestalten. Dadurch wird auch die Chance verschenkt noch genauer in
die Thematik einzusteigen und dem Leser mehr als nur moralische Bedenken beim
Lesen zu entlocken. Da das Buch aber ein Jugendbuch ist, habe ich auch nicht
erwartet, dass die Autorin noch näher darauf eingeht.
Das Ende konnte mich grundsätzlich überzeugen, da es eher
offen gehalten ist und ich dadurch noch über das Buch nachdenken musste.
Allerdings waren auch hier wieder ein paar Fragen ungeklärt die ich als Leser
nicht beantworten kann und bei denen ich gerne einen Schlussstrich gehabt
hätte.
FAZIT
Die Idee mit den Echos konnte die Autorin bis auf kleinere
Logikfehler spannend umsetzen. Ich habe diese Dystopie wirklich gerne gelesen,
auch wenn man auf Grundlage des Buches keine Diskussion über ethische Probleme
führen kann. Der Roman richtet sich aber auch an Jugendliche und ist daher auch
auf diese Zielgruppe zugeschnitten, inklusive kleiner, aber schöner
Liebesgeschichte. Gegner von offenen Enden sollten vielleicht vorsichtiger an
das Buch gehen. Für die Zielgruppe vergebe ich:
4/5 Punkten
Das Buch klingt wirklich gut. Ich habe schon öfter gute Rezensionen zu dem Buch gelesen.
AntwortenLöschenVielleicht wandert es ja irgendwann mal in meinem Regal.
Liebe Grüße
Vanessa