Samstag, 2. Januar 2016

[Comeback] Von der inoffiziellen Blogstilllegung und einem Neuanfang

Als ich vor ca. 1,5 Jahren dieses Zitat las, (und wie sich jetzt beim nachsehen herausstellte ist es in Wahrheit ein Gelassenheitsgebet) nahm ich mir vor bestmöglich danach zu leben.


Durch dieses Lebensmotto habe ich mich von vielem getrennt, dass mich sowieso nur traurig und wütend gemacht hat.
Bei dem ganzen Nachdenken habe ich aber auch gemerkt, dass mir nicht nur die Zeit, sondern auch die Lust fürs Bloggen fehlt. Dieser Blog hier wurde inoffiziell still gelegt, löschen wollte ich ihn nicht. Zu viele Stunden Arbeit waren hier rein geflossen und wer weiß, vielleicht wollte ich die ein oder andere Rezi nochmal hervorkramen?

Jetzt, 1,5 Jahre später, kehrt langsam dieses kleine Mitteilungsbedürfnis zurück. Ich möchte wieder eine Rezension schreiben, wenn mich ein Buch begeistert hat. Und auch wieder auf anderen Blogs stöbern, selbst wenn es nur für ein paar Minuten ist.

Bis April spannt mich mein Studium leider noch mit vielen Prüfungen ein, sodass ich bis dahin keinen Post zusammenges(t)ammelt bekommen werde. Dafür sind ich und meine Bücher (und mein Kater Paul) ab sofort auf Instagram vertreten - und würden uns über eure Gesellschaft freuen! ♥

Ich wünsche allen die noch hier sind ein frohes, gesundes und neues Jahr 2016!


Eure Anni  

Montag, 11. August 2014

Rezension...Das Perlenmedaillon von Sabine Weigand

Die Autorin:
Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist Historikerin und arbeitet als Ausstellungsplanerin für Museen. Dokumente aus Nürnberg waren der Ausgangspunkt ihres Romans ›Das Perlenmedaillon‹, das wahre Schicksal einer Osmanin am Hof August des Starken liegt dem Roman ›Die Königsdame‹ zugrunde. In ›Die Seelen im Feuer‹ bilden die Hexenakten von Bamberg die historische Romanvorlage, bei ihrem ersten Roman ›Die Markgräfin‹ war es die reale Geschichte der Plassenburg bei Kulmbach, bei ›Die silberne Burg‹ die Bestallungsurkunde einer jüdischen Ärztin, in ›Die Tore des Himmels‹ das Leben der Hl. Elisabeth und in ›Das Buch der Königin‹ das Schicksal der Konstanze von Sizilien.

Inhalt:
Gegen ihren Willen muss Helena den Nürnberger Patrizier Heller heiraten. Doch eine verbotene Liebe verbindet sie mit dem Goldschmied Niklas. Nur die Briefe, die Niklas ihr über den jungen Maler Albrecht Dürer aus Venedig schickt, geben ihr noch Hoffnung – und das Perlenmedaillon, das sie zu Anna, der Hure, führt.
Mit Annas Hilfe wagt Helena das Unerhörte: sie begehrt gegen ihren Mann auf.
Die wahre Geschichte der Helena Heller zwischen Venedig und Nürnberg – der neue historische Roman von Sabine Weigand.


Daten im Überblick:

Taschenbuch:
Autor: Sabine Weigand
Originaltitel: /
Erschienen: 2007
Verlag: Fischer
Seiten: 592
Preis: 8,95 €










Eigene Meinung:


Dies ist der erste historische Roman aus dem Bereich Mittelalter den ich gelesen habe. Bisher habe ich mich nie an dieses für mich düstere Zeitalter herangetraut, da ich aber doch zu neugierig war um das gesamte Genre ignorieren zu können, habe ich spontan zu diesem Roman gegriffen und damit (meiner Meinung nach) einen Volltreffer gelandet!
Dieses Buch hat es geschafft, dass ich nun darauf brenne zahlreiche andere Mittelalter-Romane zu lesen!

Die Handlung ist sehr komplex und nur schlecht zusammenzufassen. Ich beschränke mich daher hier auf die 4 Hauptcharaktere:

Anna, die der Leser als junges Mädchen kennen lernt, wird Opfer eines schrecklichen Angriffs und flieht daraufhin aus ihrem alten Leben. Doch auch in ihrem neuen Leben wird ihr nicht mehr Glück zuteil.
Helena, die Tochter eines Patriziers, verliebt sich in den Ziehsohn ihres Vaters. Doch Niklas hat kein Geld und ihr Vater gerät außer sich als er von ihrer Liebe zu dem Goldschmied erfährt. Außer sich vor Wut verheiratet er sie mit dem Nürnberger Patrizier Heller, der seine junge Frau alles andere als gut behandelt. Wird sie dieser lieblosen Ehe entfliehen können?
Niklas hingegen muss Nürnberg nach dem Rausschmiss aus dem Elternhaus verlassen und macht sich durch einen Zufall auf nach Venedig. Eine spannende Reise mit Albrecht Dürer beginnt…
Eine wichtige Rolle spielt aber auch Helenas Bruder, der nach einen Erlebnis in seiner Kindheit ins Kloster gegangen ist um seine Sünden zu bereinigen. Hat er den richtigen Weg eingeschlagen?

Bei so viel Handlung könnte man leicht den Überblick verlieren, vor allem da sich der Roman über ein Jahrzehnt erstreckt und die einzelnen Schicksale miteinander verknüpft sind. Sabine Weigand versteht es jedoch, dass man als Leser bei allen Geschichten gleichermaßen mitfiebert (weshalb ich auch keinen Protagonisten in meiner Inhaltsangabe vernachlässigen konnte).

Ihr Schreibstil ist, wie auch in anderen Historischen Roman üblich, etwas ausschweifend. Dies entwickelt sich jedoch zugunsten des Romans, da ich mir so Venedig Anfang des 16. Jahrhunderts sehr gut vorstellen konnte. Auch das mittelalterliche Nürnberg ist in meiner Vorstellung wieder zum Leben erwacht. Zudem habe ich sehr viel über das Mittelalter erfahren. – Da ich dieses Genre gerade für mich entdecke habe ich diese Informationen praktisch aufgesogen. So fand ich es z.B. überaus interessant, dass verheiratete Frauen in Venedig nur schwarz getragen haben und alles Bunte den jüngeren, unverheirateten Frauen vorbehalten war.

Selbstverständlich fand ich es nicht immer leicht mit den gewalttätigen Methoden in diesem Jahrhundert umzugehen und muss gestehen auch mal eine besonders blutige Szene übersprungen zu haben. Ansonsten empfiehlt es sich aber nicht querzulesen (etwas das man natürlich sowieso nicht tun sollte), da jeder Satz wertvolle Informationen über das Mittelalter, die Charaktere, die Handlung oder die Städte beinhaltet.

Auch Albrecht Dürers, der in Nürnberg und Venedig gelebt hat, spielt hier eine kleine Rolle die ich wichtig, informativ und gut geschrieben empfunden habe.
Die Entwicklung der Charaktere hat mich wie schon oben angedeutet sehr bewegt, vor allem da die Wendungen wirklich unvorhersehbar sind. Ich konnte mir nie sicher sein ob mich Romantik, Tod, eine Trennung oder die Erfüllung eines Lebenswunsches erwartete.

FAZIT

Ein ergreifender historischer Roman der zwischen Nürnberg und der wundervollen Kulisse Venedigs hin und her pendelt. Die Unvorhersehbarkeit der Handlung ist wohl die größte Stärke des Romans!

5/5 Punkten

Mittwoch, 6. August 2014

Rezension...Zwei bemerkenswerte Frauen von Tracy Chevalier

Die Autorin:
Tracy Chevalier, geboren 1962, wurde vor allem durch ihren historischen Beststeller Das Mädchen mit dem Perlenohrring bekannt, der von dem Maler Vermeer und seinem wohl berühmtesten Bild handelt. Es entstand sogar ein gleichnamiger Film, in dem Scarlett Johansson die Hauptrolle spielt.
Chevalier wuchs in Washington D. C. auf und zog 1984 nach London, wo sie als Lektorin arbeitete. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in London. 

Inhalt:
Elizabeth Philpot ist eine junge Frau aus besseren Kreisen, deren Familienerbe nicht zu einem standesgemäßen Leben in London reicht. Daher zieht sie 1830 in den kleinen südenglischen Küstenort Lyme Regis. Was ihr zunächst wie eine Verbannung vorkommt, erweist sich als glückliche Fügung, denn am Strand nehmen seltsame Steine sie völlig gefangen: Fossilien. Sie begegnet Mary, einem Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, das die Familie mit dem Verkauf von Fossilien über Wasser hält und dabei spektakuläre Versteinerungen findet. Die beiden ungleichen Frauen freunden sich an. Doch dann verlieben sich beide in denselben Mann.

Daten im Überblick:

Taschenbuch:
Autor: Tracy Chevalier
Originaltitel: Remarkable Creatures
Erschienen: 2009
Verlag: btb
Seiten: 368
Preis: 9,99 €










Eigene Meinung:

Dieser Roman basiert auf den Leben von Elizabeth Philpot und Mary Anning, deren Biografien man daher nicht lesen sollte wenn man Spoiler umgehen möchte. Die Autorin hat es nämlich geschafft Fiktion und die gegebenen Fakten miteinander zu verbinden und einen interessanten und lehrreichen Historischen Roman zu verfassen.
Doch zunächst zum Inhalt:
Mary Annings Faszination für Fossilien hat ihr der Vater vermittelt, vor allem weil die Familie das Geld braucht und sich kleinere Fossilien gut verkaufen lassen. Miss Philpot hingegen, die mit ihren zwei Schwestern gerade nach Lyme Regis gezogen ist, versucht sich mit den Strandbesuchen die Zeit zu vertreiben. Mit Ende zwanzig ist sie in den 1830er-Jahren bereits eine alte Jungfer und hat keine guten Aussichten mehr auf eine Ehe. Als sie Mary trifft entwickelt sich aus dieser Einsamkeit sogleich eine Verbindung zwischen ihr und dem kleinen Mädchen. – Und genauso wie ihre Freundschaft, werden auch ihre Fossilien großes Aufsehen erregen.
„Den Blitzschlag habe ich in meinem Leben immer wieder gespürt, in Wirklichkeit getroffen hat er mich aber nur einmal. […] Jedes Mal wenn ich ein Fossil finde, fühle ich das Echo des Blitzschlags in mir, dieses leise Sirren, das mir sagt: `Ja, Mary Anning, du bist anders als alle Steine am Strand. `Darum bin ich Fossilienjägerin geworden: Ich will den Blitzschlag spüren und dieses Anderssein. Jeden Tag will ich es spüren.“ (Seite 7/8)


Tracy Chevalier treibt die Handlung ständig voran und lässt so keine Langeweile aufkommen. Erst recht, da die Charaktere in der Zeitspanne des Buches große Veränderungen durchleben. Um auf diese ausreichend eingehen zu können wird abwechselnd aus Marys und Elizabeths Perspektive erzählt. Wie im Nachwort erwähnt hat die Autorin einige Daten verändert um die Ereignisse besser schildern zu können. Im Roman selber fällt dieser Umstand nicht weiter auf und ist der Geschichte sicherlich zuträglich.
Ein wichtiger Punkt des Romans ist natürlich die Liebe und Beigeisterung der Protagonistinnen für Fossilien. – Und die konnte Tracy Chevalier teilweise auf mich übertragen. Sie verwendet eine gute Mischung aus Fachwissen, inklusive den dazugehörenden Fachbegriffen, und vermischt dies mit einfachen Erklärungen, da auch Mary und Elizabeth einiges dazulernen.

„`Fossilien sind mehr als nur tote Steine`, versuchte ich zu erklären. `Es sind Körper, die zu Stein geworden sind, Körper von Kreaturen, die vor langer Zeit gelebt haben. Wenn man so eine Versteinerung findet, ist es das erste Mal seit Tausenden von Jahren, dass sie jemand sieht. `“ – Elizabteh Philpot (Seite 43)
 
 
Besonders interessant, neben den Charakteren, fand ich aber die aus der Gesellschaft und Wissenschaft der damaligen Zeit resultierenden Probleme. Eine Frau als Wissenschaftlerin? Undenkbar! Naturwissenschaften sind schließlich etwas für Männer. In diesem Zusammenhand bietet das Buch sogar einen „romantischen“ Aspekt. Das „romantisch“ ist hier ganz bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn welcher Mann des 19. Jahrhunderts will schon eine Ehefrau die sich die Samthandschuhe beim Graben und Wühlen am Strand dreckig macht, noch dazu eine alte Jungfer oder arm?
Und wieso gibt es überhaupt Fossilien? Wieso sollte Gott Lebewesen erschaffen und sie dann aussterben lassen? Solche Differenzen (und Streitigkeiten) zwischen Kirche und Wissenschaft nehmen einen großen Teil des Romans ein. Es werden verschiedenen Theorien vorgestellt (z.B. von Cuvier), aber auch Marys und Elizabeth eigene Gedanken präsentiert die Autorin. Letztendlich wird das Buch aber von der Freundschaft dieser Frauen getragen. Ihre Liebe zur Wissenschaft und die Dienste die sie der Paläontologie erwiesen haben wären ohne ihre Freundschaft sicherlich nicht so möglich gewesen!

Bewertung: 5/5 Punkten