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Freitag, 14. September 2012

Rezension...Stolz und Vorurteil von Jane Austen

Die Autorin:

idealistisches Porträt, posthum, 1873
Jane Austen wurde am 16. Dezember 1775 in Hampshire als Tochter eines Landpfarrers geboren und starb mit nur 41 Jahren an Tuberkulose (1817 in Winchester). Sie wurde als siebtes von acht Kindern geboren. Die auch heute noch geschätzte Autorin zeitloser Klassiker wie "Stolz und Vorurteil" (1813) und "Emma" (1816), wurde erst nach ihrem Tod als Schriftstellerin anerkannt. Trotzdem war es ein auch zu ihren Lebzeiten ein offenes Geheimnis, dass "By a Lady" gleichbedeutend mit Jane Austen waren. Sie lehnte 1802 einen Heiratsantrag ab, und heiratete in Folge dessen nie.
Ihre Romane wurden zahlreich verfilmt (z.B. "Stolz und Vorurteil" mit Keira Knightley oder die Modernisierung/Comedy "Lost in Austen", eine vierteilige Fernsehserie). Auch über Jane Austens Leben gibt es zahlreiche Filme (z.B. "Jane Austen Regrets") und Biografien.


Inhalt:

Mr und Mrs Bennet haben nicht weniger als fünf Töchter, die sie unter die Haube bringen müssen. Nur, wie soll man auf dem Lande gleich mehrere gut begüterte Männer finden? Dann aber ziehen der reizende Mr Bingley und der standesbewusste Mr Darcy in die Gegend und versetzen die Bennets in größte Aufregung. Doch ein Problem bleibt: Auch andere Familien haben heiratswillige Töchter. Kein Wunder also, dass die Jagd auf die begehrten Junggesellen zunächst einige Missverständnisse und Enttäuschungen bringt.
Jane Austens Klassiker der Liebeswirrungen.


Daten im Überblick:

Taschenbuch:
Autor: Jane Austen
Originaltitel: Pride and Prejudice
ISBN:978-3-551-31157-3
Erschienen: 1813
Verlag: Carlsen (1. Auflage Juni 2012)
Seiten: 496
Preis: 9,95€








Eigene Meinung:

Schon der erste Satz hat mich vollkommen von der Geschichte und Jane Austen eingenommen. Ihr Schreibstil ist ironisch angehaucht, relativ leicht zu verstehen und vermittelt trotzdem ein Gefühl, als wäre man in einer traumhaften Zeitreise in das 19. Jahrhundert gefangen. Wobei das Gefängnis für Literatur-Liebhaber wirklich einem Hotel ähnelt…

Trotzdem ist das Leben von Elizabeth und ihrer Familie nervenaufreibend. Vor allem für Mrs. Bennett, deren arme Nerven eigentlich geschont werden müssten. Diese werden wohl erst auf den letzten Seiten zur Ruhe kommen und müssen sonst vieles ertragen. Denn Mrs. Bennets fünf Töchter lassen kein Ereignis aus. Doch zum Inhalt muss ich wahrscheinlich keine weiteren Worte verlieren, da das Buch und der Film auch heute noch sehr beliebt sind. Wer trotzdem eine Beschreibung des Buches nachlesen möchte, kann dies in meiner Rezension unter dem Punkt "Inhalt" tun. Der Klappentext ist sehr gut geschrieben und vermittelt nicht zu viele Informationen.

Das mag auch daran liegen, dass Jane Austen mit den Höflichkeiten ihrer Zeit nicht gerade zimperlich umgeht und es schafft, die Lebensweise auch für uns, heute lebende Menschen, verständlich zu machen. Die Charaktere könnte man zum Beispiel auch in die Gegenwart transportieren und mit ihnen eine ebenso unterhaltsame Geschichte schreiben. Elizabeth und ihr Vater, Mr. Bennett, haben mich durch ihre ironischen Gedanken oft zum Schmunzeln bringen können. Ob ich mich nun über die Schwestern Lydia, Mary und Kitty amüsiert habe oder mit ihrer älteren Schwester Jane gefiebert habe – alle Personen haben sich weiterentwickelt. Dabei spielt es wohl auch eine Rolle, dass der Roman eine Zeitspanne von mehr als einem Jahr umfasst. Allen voran konnte mich aber der verschlossene und geheimnisvolle Mr. Darcy begeistern.

Da wohl alle den Ausgang dieser klassischen Liebesgeschichte kennen werden, fragt man sich auch unweigerlich, wie es zu dem Ende kommen wird. Und je mehr Seiten man umblättert, desto dringlicher wird die Frage. Nur leider wird sie auch immer schwieriger zu beantworten, in den gesponnenen Liebeswirren. Darcy und Elizabeth sind tolle Charaktere, die wohl nie mehr aus meinem Gedächtnis verschwinden werden. Doch nicht nur der Unterhaltungsaspekt oder die Liebesgeschichte des Klassikers (die meist nur im Untergrund brodelt), haben mich beeindruckt. Auch die Lebensweise, unausgesprochenen Regeln und das Benehmen im 19. Jahrhundert, machen diesen Roman zu einem Lesevergnügen, das nebenbei auch noch einige schöne Informationen liefert.

Und gerade weil das Buch so viele Kriterien erfüllt, die es bei mir zu einem Lieblingsbuch werden lassen, bin ich mir sicher, noch viele weitere Male darin zu schmökern.

FAZIT

Ein unglaublich toller Klassiker, den erst der Schreibstil zu etwas wirklich besonderem werden lässt. Ironisch, zu der Lebensweise und damit auch den Charakteren, wird es zu einer unterhaltsamen Lektüre. „Stolz und Vorurteil“ trifft aber auch melancholischere Töne, und schafft es, sich nicht nur auf eine Liebesgeschichte zu versteifen. Gerade das macht aber das vorsichtige Abtasten nach Liebe zwischen Elizabeth und Mr. Darcy zu etwas besonderem – und für mich damit, zu einem Klassiker, dessen Seiten ich noch oft umblättern werde. Bezauberte…

5/5 Punkten

Montag, 23. Juli 2012

Rezension...Immer ist gerade jetzt von Amelie Fried

Gebrabbel:

Der Juli ist wohl Monat der 3,5 Punkte Bücher ;) Auf jeden Fall habe ich es dann jetzt geschafft noch eine Rezension zu schreiben. Die wollte ich eigentlich schon gestern erledigt haben, aber irgendwie wollten die Worte nicht so wie ich.

Die Autorin:

Die Autorin Amelie Fried wurde 1958 in Ulm als Tochter eines Verlegers und einer Buchhändlerin geboren. Amelie Fried lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Nähe von München.
Derzeit moderiert Amelie Fried das neue Literaturformat des ZDF "Die Vorleser".
Ihre Romane "Traumfrau mit Nebenwirkungen", "Am Anfang war der Seitensprung", "Der Mann von nebenan", "Glücksspieler", "Liebes Leid und Lust", "Rosannas Tochter" und Die Findelfrau wurden Bestseller. Vier der Romane wurden verfilmt.

Inhalt:

Manchmal ist die Liebe so stark, dass sie zum Gefängnis wird. So wie bei Freda und ihrer achtzehnjährigen Tochter Josy. Das mysteriöse Verschwinden ihres Vaters fesselt Josy so sehr an die Mutter, dass sie kein eigenes Leben wagt. Als sie endlich Mut fasst und allein in ein fremdes Land geht, gerät sie in den Sog einer großen Liebe - und in höchste Gefahr.


Daten im Überblick:

Taschenbuch:
Autor: Amelie Fried
Originaltitel: -
ISBN: 3453407199
Erschienen: 2010
Verlag: Heyne
Seiten: 400
Preis: 8,95€









Eigene Meinung:


Amelie Fried hat keinen Mutter-Tochter-Roman geschaffen, sondern in den Mittelpunkt die Neuorientierung nach einem Verlust gerückt.

Freda hat ihre Tochter nach dem ungeklärten Verschwinden ihres Mannes eingeengt, verfällt in Panik, sobald sich Josy nicht meldet. Aber auch bei Josy hat der Verlust des Vaters Spuren hinterlassen. Sie ist Leistungsdruck nicht mehr gewachsen, zweifelt an sich selber und hat deshalb die Schule abgebrochen. Was soll sie in der Zukunft machen?
Damit Mutter und Tochter den Weg in ein neues Leben nach Alex, dem Ehemann und Vater, finden, müssen sie sich trennen. Da bekommt Josy das Angebot für ein Kinderhilfsprojekt für ein Jahr nach Mexiko zu gehen…

An den Anfang hat Amelie Fried zunächst das gemeinsame Leben von Mutter und Tochter gestellt, die abwechselnd davon berichten. Leider wurde es hier ein paar Mal langatmiger, dennoch hat man sehr viele interessante Dinge über die beiden Frauen erfahren. Das ist auch notwendig, um das weitere Geschehen zu verstehen.

Die Schilderung des „getrennten“ Lebens mit Josy in Mexiko und Freda in Deutschland mit ihrer Buchhandlung in der einem buchstäblich die Decke auf den Kopf fällt, hat mir besser gefallen. An dieser Stelle ist auch der schöne Schreibstil von Amelie Fried zu erwähnen.

Für alle die sich nicht so genau mit den politischen und sozialen Zuständen in Mexiko befassen, hält das Buch auch hinsichtlich dessen viele Informationen bereit. Diese Äußerungen haben auch mich teils beeindruckt und haben das Buch bereichert. Zu sehen wie Josy dort praktisch auf sich alleine gestellt ist, hat die Spannung im Buch gehoben. Dazu beigetragen haben auch einprägsame Charaktere (ebenso in Fredas Leben). Richtig spannend wird es allerdings erst, als Josy in Gefahr gerät – weit weg von ihrer Mutter…

Das Ende wiederum hat mir leider gar nicht gefallen, da es einfach unglaubwürdig war. Sicherlich wurde so die neu gewonnene Freiheit von Josy und Freda demonstriert, aber wer entwickelt sich schon in zwei, drei Monaten von der Übermutter zu einer Frau, die ihr Kind alleine und (höchst wahrscheinlich) traumatisiert in Mexiko lässt? Außerdem war die Geschichte dann auch aus Josys Sicht unglaubwürdig – ein Mädchen das nie zuvor mit Kriminalität konfrontiert war, kommt in zwei Tagen über eine Straftat hinweg.

Der Roman hat zweifelsohne aber seine Botschaft sehr gut rüberbringen können: „Jeder Moment kann dein Leben verändern“ (Klappentext)

FAZIT

Eine gute lebensbejahende Geschichte mit starken Protagonistinnen und gut in die Geschichte integrierten (kleinen) Informationen über die politische und soziale Situation in Mexiko. Ab und zu schwächelt die Geschichte aber und das Ende ist schlicht unglaubwürdig. Ich möchte feste 3,5 Punkte geben, denn obwohl die Botschaft des Buches gut war, gab es für 4 Punkte zu starke negative Punkte.

3,5 / 5 Punkte

Mittwoch, 18. Juli 2012

Rezension...Der Garten der Erinnerung von Rachel Hore

Die Autorin:

Rachel Hore, geboren in Epsom, Surrey, hat lange Zeit in der Londoner Verlagsbranche gearbeitet. Zuletzt war sie Lektorin bei Harper Collins Publishers. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Norwich. Sie arbeitet als freiberufliche Lektorin und schreibt Rezensionen für den renommierten Guardian. "Der Garten der Erinnerung" ist ihr zweiter Roman. Ihr Debütroman "Das Haus der Träume" wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Bisher sind zwei weitere Bücher erschienen.
(luebbe.de/Autoren)

Inhalt:

Mel hat genug von London, ihren Studenten und ihrem Exfreund. Die Lösung: eine Auszeit in Cornwall, in einem verwunschenen Cottage. Als sie dort ankommt, ist es kalt und dunkel, doch das Cottage macht einen zauberhaften Eindruck. Ebenso das wunderschöne Bild mit der unleserlichen Signatur, das Mel sofort gefangen nimmt. Wer es wohl einst gemalt hat? Und wer hat den inzwischen verwilderten Garten angelegt, der zum Cottage gehört? Mel und ihr Vermieter Patrick wollen ihn zu neuem Leben erwecken. Sie stoßen unter dem Dickicht auf Relikte aus längst vergangenen Zeiten, auf eine Geschichte von Liebe und Leid und verbotener Leidenschaft. Und kommen sich wie verzaubert langsam näher.


Daten im Überblick:

Taschenbuch:
Autor: Rachel Hore
Originaltitel: The Memory Garden
Erschienen: 2008 (D)
Verlag: Bastei Lübbe
Seiten: 400
Preis: 7,99 €





Eigene Meinung:


Melanie hat ein anstrengendes Jahr hinter sich – den Tod ihrer Mutter im vergangenen Jahr noch nicht verarbeitet und die Trennung von Jake, eigentlich der Mann ihres Lebens, haben sie um ihre Kräfte gebracht. Da kommt das Angebot gerade recht sich eine Auszeit zu nehmen. Sie will ein Buch über die Künstler von Lamorna und Newlyn schreiben, die dort um 1900 gelebt und gewirkt haben. Das Cottage in dem sie lebt ist ziemlich heruntergekommen und der Hauseigentümer Patrick Winterton scheint verschlossen. Die Bilder die Mel in dem Cottage entdeckt fesseln sie ebenso wie der Garten und Patrick…

Am Anfang war das Buch eher schleppend, langatmige Ortsbeschreibungen reihten sich aneinander, so dass ich mir schließlich die Umgebung in Lamorna gar nicht richtig vorstellen konnte (leider verwirrt mich so etwas immer sehr). Dabei ist der Schauplatz wirklich wunderschön gewählt. Nicht nur die Natur in Lamorna, sondern vor allem Merryn Hall mit seinem verwilderten Garten. Die Atmosphäre hat etwas verwunschenes, auch, weil Merryn Hall eine lange Inhabergeschichte (seit 1819) und viele Relikte aus alten Zeiten beherbergt.
Über das Familiengeheimnis, das Patrick und Melanie beschäftigt, möchte ich gar nicht viel verraten. Man erfährt durch kurze oder auch mal lange Rückblicke (ein ganzes Kapitel) ab 1912 die Geschichte von P.T., dem geheimnisvollen Maler, dessen Bilder nun im Cottage hängen. Ich wäre von alleine nicht auf die Lebensgeschichte dieses Malers (oder ist es eine Frau?) gekommen, die voller Rückschläge und Hoffnung ist. Auch der Weg bis Mel selber genug recherchiert hat um die Puzzleteile zusammen zu setzen hat mir gut gefallen.
Ab und zu macht sich das Gefühl breit, auf der Stelle zu stehen. Denn man erfährt viel über Melanie, ihre Vergangenheit und zum Beispiel viel über den Garten von Merryn Hall. Wäre das Familiengeheimnis nicht, keine Ahnung ob ich weiter gelesen hätte.

Das Liebesleben von Mel hat mich zum Schluss doch noch packen können, auch wenn an dieser Stelle bestimmt etwas überzogen wurde. (SPOILER Ein Schwächeanfall, gerade als sie nach London zurück kehrt?) Das Ende ist schon sehr offen gestaltet, allerdings war das so gut gewählt – ein richtiges Happy End wäre dann doch zu viel.

FAZIT

Mel ist sicherlich eine ganz interessante Person, viel mehr hat mich aber das Familiengeheimnis interessiert. Dabei wurde ich auch nicht enttäuscht. Ich möchte trotzdem „nur“ 3,5 Punkte vergeben, weil es mich oft nicht so unterhalten konnte wie ich es mir gewünscht hätte.
3,5/5 Punkten

Samstag, 26. Mai 2012

Rezension...In Frühlingsnächten von Jette Carleton

Die Autorin:

Jette Carleton lebte von 1913 - 1999. 1962 veröffentlichte sie den Roman "Wenn die Mondblumen blühen". Dieser wurde in der USA und in vielen anderen Ländern eine großer Erfolg. Im Jahr 2009 wurde dieser Roman mit sehr großem Erfolg wieder aufgelegt.
Der Roman "In Frühlingsnächten" wird postum veröffentlicht. Lange glaubte man das Manuskript zu diesem Roman wäre verschollen. Nachdem es wieder aufgetaucht ist, hat man sich dazu entschlossen dieses Buch zu veröffentlichen.

Inhalt:

Der verschollen geglaubte zweite Roman. Als 2009 Jetta Carletons einziger Roman wiederveröffentlicht wurde, berichteten viele Zeitungen über die Geschichte des Welt-Bestsellers, der zu einem Klassiker der amerikanischen Literatur geworden ist – mit einer überraschenden Folge: Das Manuskript von Jetta Carletons zweitem, verloren geglaubtem Roman ist wieder aufgetaucht.
Missouri, Anfang der Vierzigerjahre: Allen Liles, Mitte zwanzig, träumt von New York, vom Theater, von der Musik, vom Schreiben. Stattdessen beginnt sie an einem College in der tiefsten Provinz zu unterrichten, wie ihre Mutter und ihre Großmutter. Dort öffnet sie ihren Studenten ein Tor zur Welt, sie treffen sich in Bars und Cafés, diskutieren über Literatur, Philosophie, das Leben, bis spät in die Nacht. Als Allen sich in einen der Studenten verliebt, erkennt sie Grenzen, die sie lange ignoriert hat. Sie muss sich entscheiden, wofür es sich zu kämpfen lohnt – und was ihr die Freiheit wert ist.



Daten im Überblick:


Taschenbuch:
Autorin: Jette Carleton
Originaltitel: Clair de lune
Erschienen: 2012
Verlag: kiwi
Seiten: 317
Preis: 8,99€








Eigene Meinung:

Allen Liles ist eine junge Frau, die auf Drängen ihrer Mutter hin und weil sich ihr sonst keine bessere Wahl bietet, zu einer vorläufigen Karriere als College - Lehrerin entschließt. Sie wird genommen, obwohl sie noch nicht einmal ihre Ausbildung abgeschlossen hat. Sie pflegt bald regen Kontakt mit ihren Studenten, ist mit ihnen auf Augenhöhe und lädt einige von ihnen sogar zu sich nach Hause ein. Doch dann begreift sie Grenzen, wo sie keine geahnt hat. „Allen Liles ist eine fiktive Figur. Ich habe sie erfunden. Auch ihre Geschichte ist erfunden. Aber nicht ganz. Ein Teil davon ist meine Geschichte, an sie überreicht und entsprechend angepasst.“ (Seite 9)  Gerade dieses Wissen lenkt die Aufmerksamkeit auf die Details dieser Geschichte und lässt die Autorin gewissermaßen wieder auferstehen.

Dies ist ein Buch über das erwachsen werden und darüber Träume aufzugeben und sie vielleicht wieder zu finden. In dieses Buch halten einige politische Themen Einzug, da das Buch zu Zeiten des 2. Weltkriegs spielt. Da die Handlung jedoch in Missouri angesiedelt ist sind Allen und die anderen Personen (noch) nicht persönlich vom Krieg betroffen. Einzig allein die Nachrichten aus Europa beunruhigen sie und bieten Anlass zu Spekulationen und Diskussionen. Für mich hat es sich sehr gut in das Buch eingefügt, die Ernsthaftigkeit und die Notwendigkeit des erwachsen werden ergibt so noch mehr Sinn.

Auch romantische Motive sind in diesem Buch vorhanden – denn wie im Klappentext angekündigt, verliebt sie sich in einen Studenten. Wer also ist dieser Student?,  ist eine der Fragen die als Leser natürlich beschäftigen. Damit hat es Jette Carleton auch so lange spannend gemacht wie möglich und der Verlauf dieser Liebe, Affäre, Freundschaft oder wie auch immer es endet oder anfängt, ist wirklich anders als von mir erwartet und hat mich dadurch geschockt. Dennoch ist dieser Roman definitiv kein Liebesroman, sondern behandelt ganz andere Themen. Es geht um Literatur (Allen ist Englischlehrerin und auch so für Literatur zu begeistern), eigene und gesellschaftliche Grenzen und Freundschaft. So wird es oft philosophisch, melancholisch, lustig oder knisternd. 

Bereits im ersten Kapitel ist spürbar, dass Jette Carleton ein großes Talent zum Erzählen besitzt. Der Schreibstil bietet viele bildhafte Beschreibungen und vermittelt trotzdem eine gewisse Distanz zu den Personen, obwohl das Buch aus Allens Sicht erzählt wird. So fesselt der Anfang des Buches sehr – außerdem wird das Buch mit einer interessanten Metapher eingeleitet, die den Verlauf der Geschichte grob umzeichnet und so neugierig macht.

Das offene Ende lässt zurück mit allerlei Fragen: Eine Fortsetzung des Romans kann es zwar nicht geben, dennoch hätte ich es mir gewünscht. Das „Schlusswort“ (der letzte Absatz) löst noch mal eine sehr nostalgische Stimmung aus und bringt zum Nachdenken über den eigenen Verlauf des Lebens. Denn obwohl das Buch in den 1960er bzw. 1970er Jahren geschrieben wurde und Anfang der 1940er Jahre spielt, sind doch einige dort angesprochene Probleme und Gegebenheiten auch heute noch so. Daran das man erwachsen werden muss, hat sich nichts geändert. Und daran das einige es nicht wollen, auch nicht.

FAZIT

Ein toller Roman über Freundschaft, Liebe, Literatur, Grenzen, Träume und die Welt der Erwachsenen. Der Schreibstil von Jette Carleton lädt den Leser zum Mitträumen ein und bietet eine nostalgische Stimmung. Es ist ein oft philosophisches Buch, es hinterfragt warum Dinge so sind und nicht anders und warum der Name „Allen“ Liles nur so außergewöhnlich ist. Am Ende steht ein bittersüßer Abschied von dem Buch, einfach, weil der Frühling vorbei ist…

 5/5 Punkte

Montag, 7. Mai 2012

Rezension...Die Eleganz des Igels von Muriel Barbery

Die Autorin:

Muriel Barbery wurde 1969 geboren, studierte Philosophie in Frankreich und lebt seit einigen Monaten in Kyoto. Ihr Romandebüt, "Die letzte Delikatesse", erschien 2000 und wurde in 14 Sprachen übersetzt. "Die Eleganz des Igels", ihr zweiter Roman, wurde zu dem literarischen Bestseller des Jahres 2007 in Frankreich, in 31 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet (u.a. mit dem "Prix Georges Brassens 2006", dem "Prix des libraires 2007" dem "Prix Rotary International").
Auf der folgenden Homepage findet ihr eigentlich alle wichtigen Informationen rund um das Buch. Alle Personen, der Stadtpalais, "Die Suche nach der Schönheit" der Welt werden vorgestellt. Außerdem gibt es zwei Interviews mit der Autorin.
Ganz tolle Homepage über das Buch und seine Autorin ]

Inhalt:

Renée ist 54 Jahre alt und lebt seit 27 Jahren als Concierge in der Rue de Grenelle 7 in Paris. Sie ist klein, häßlich, hat Hühneraugen an den Füßen und ist seit längerem Witwe.
Paloma ist 12, hat reiche Eltern und wohnt in demselben Stadtpalais. Renée führt eine Art Doppelleben: Sie spielt die einfältige Concierge, in Wirklichkeit aber ist sie ungemein gebildet. Während der ruhigen Stunden im Haus hat sie die großen Werke der Literatur und Philosophie gelesen und blickt höchst wachsam auf die Welt und das oft eigenartige Treiben ihrer reichen Nachbarn. Und Paloma? Altklug wie sie ist, hat sie beschlossen, erst gar nicht in die verlogene Welt der Erwachsenen einzutauchen. Sie will sich noch ein paar grundlegende Gedanken über die Welt machen - sich dann aber an ihrem 13. Geburtstag umbringen. Als jedoch Monsieur Ozu, ein japanischer Geschäftsmann, einzieht, verändert sich das Leben im Stadtpalais ganz überraschend.



Daten im Überblick: 
Taschenbuch: 
Autor: Muriel Barbery
ISBN: 9783423138147                                                              Seiten: 380
Verlag: dtv
Auflage: 6 (Oktober 2009)
Preis: 9,90 €


Eigene Meinung:

Aufgrund einiger Anfangsschwierigkeiten ist man vielleicht dazu geneigt dieses Buch aus der Hand zu legen und nie wieder anzufassen, allerdings verpasst man dann einen ganz besonderen Roman.

Wunderbar einfühlsam und grausam realistisch erzählt eine alte Concierge, die von den reichen Bewohnern der Rue de Grenelle 7 aus Gewohnheit übersehen wird, philosophisch über den Alltag und welch sonderbare und bizarre Beobachtungen zu machen sind, wenn tatsächlich Nichts von irgendjemanden erwartet wird. In dieser Pariser „Wohngemeinschaft“ lebt ein zwölfeinhalbjähriges Mädchen namens Paloma, dass die Falschheit in der Welt und die Schwachsinnigkeit der Erwachsenen als einen Zustand ansieht, der die Menschen in einem Goldfischglas gefangen hält. Und genau deshalb möchte sie nicht (um das Wort nie nicht zu gebrauchen ) so werden.

Das Buch lehrt die Schönheit und Kamelien und fragt ganz offen und genauso verzweifelt nach der Schönheit der Welt. Worin soll diese Schönheit schließlich bestehen, wenn alle Menschen bloß ihren Träumen nachjagen da sie die Wirklichkeit nicht ertragen können? In der Liebe, der Hoffnung, oder in den „kleinen Dingen des Alltags“? Die Autorin entschlüsselt dies eindrucksvoll und tiefgründig.
Der Schreibstil mag zwar zunächst ungewohnt sein, nicht zuletzt durch die vielen Fremdwörter. Dennoch ist es dieser Schreibstil der den Charakter der Concierge und von Paloma festigt. Die Kapitel sind nicht allzu lang gehalten, so dass der Leser nach jeder gelesenen Szene die Philosophie aus der Rue de Grenelle 7 noch einmal auf sich wirken lassen kann und vielleicht sogar auf sein Leben beziehen kann. Da die meisten dieser Gedanken recht komplex sind finde ich diese Einteilung (mit sehr interessanten Überschriften) richtig gewählt.

Für mich ist es ein Buch, was man gelesen haben muss. Es versprüht dieses typische französische Flair, ist aber trotzdem ganz anders als andere Bücher, auch als französische Bücher.
Man könnte „Die Eleganz des Igels“ sogar als politisch betrachten, als ein Werk, dass die seit Jahrzehnten verankerte soziale Ordnung, eine „Klassengesellschaft“ in Paris, Frankreich, Europa und anderen Kontinenten aufzeigen will.
Man kann es als ein moralisches Werk beachten, dass eindrucksvoll lehrt, dass man die Intelligenz nicht am Flimmern eines Fernsehers und dem Tragen einer Schürze ablesen kann.
Für mich war es beides zugleich, aber Muriel Barbery zeigt nicht mit dem Zeigefinger auf die Reichen oder Schwachsinnigen. Denn keine Concierge und kein 12-jähriges Mädchen würden sich diese Frechheit herausnehmen…
FAZIT
Für mich ein Buch, das jeder gelesen haben sollte. Es überzeugt mit einer Philosophie die den Alltag zerlegt, die kostbaren, skurrilen oder erwähnenswerten Momente herausnimmt und sie näher betrachtet – einfach um vielleicht das Gegenteil festzustellen oder die Magie des Augenblicks, die Magie von Kamelien zu verstehen. Auch wenn der Schreibstil am Anfang nicht ganz leicht zu lesen sein sollte, lohnt es sich die Handlung weiter zu verfolgen.
4,5/5 Punkte

Sonntag, 22. April 2012

Rezension...Extrem laut und unglaublich nah von Jonathan Safran Foer

Der Autor:

Der Autor Jonathan Safran Foer wurde 1977 in Washington geboren. Er studierte in Princeton Philosophie und lebt und arbeitet heute in New York. Seit 2001 arbeitet Foer als Literat, nachdem er vorher als Ghostwriter tätig war. Er war Mitherausgeber einer Sammelschrift zu Ehren des New Yorker Künstlers Joseph Cornell. Sein erster eigener Roman „Alles ist erleuchtet“ machte ihn mit einem Schlag bekannt. Das Buch über die leicht autobiographische Reise zu den jüdischen Wurzeln hat die meisten Feuilletonisten einhellig zu dem Urteil eines der besten Bücher des Jahres verleitet.Der Roman wurde auch unter der Regie von Liev Schreiber verfilmt. Die Hauptrolle spielt Elijah Wood.
Auch sein zweiter Roman "Extrem laut und unglaublich nah", brach wiederum sämtliche Verkaufs- und Kritikerrekorde.
Sein erstes Sachbuch "Tiere essen" erschien im August 2010 im KiWi Verlag und behandelt den Vegetarismus sowie die Massentierhaltung.

Inhalt:

Oskar Schell ist altklug und naseweis, hochbegabt und phantasievoll. Eine kleine Nervensäge, die schon mit neun Jahren eine Visitenkarte vorweist, auf der er sich als Erfinder, Schmuckdesigner und Tamburinspieler ausweist. Vor allem aber ist Oskar todtraurig und tief verstört. Nachdem sein Vater beim Angriff auf das Word Trade Center ums Leben kam, will er herausfinden, warum Thomas Schell sich ausgerechnet an diesem Tag dort aufhielt. Mit seinem Tamburin zieht Oskar durch New York und gerät in aberwitzige Abenteuer.

Daten im Überblick:

Taschenbuch:
Autor: Jonathan Safran Foer
Originaltitel: Extremly loud and incredible close
ISBN: 9783596169221
Seiten: 464
Verlag: Fischer Verlag
Auflage: Auflage 13
Preis: 9,95 €








Anmerkung: *S* = SPOILER, bei diesem Spoiler rede ich über das Ende, weil ich da noch ein bisschen Redebedarf hatte. Deswegen solltet ihr die Fläche besser nicht markieren wenn ihr das Buch noch lesen wollt!


Eigene Meinung:

Wenn ein Buch solch ein intensives Thema aufgreift und darüber ein Titel wie „Extrem laut und unglaublich nah“ steht, dann kann man sich sicher sein, dass auch das Buch emotional wird.

Oskar Schell ist hochbegabt, er hat einen großen Wissensdurst und malt sich gerne die verrücktesten Sachen aus. Doch seit dem Tod seines Vaters bei den Anschlägen auf das World Trade Center, gibt es in seinem Leben eine große Lücke.

„ Ich fand es Klasse einen Dad zu haben, der schlauer als die New York Times war, und ich fand es Klasse, dass ich durch sein T-Shirt die haare auf seiner Brust an meiner Wange spüren konnte und dass er selbst am ende des Tages immer noch nach Rasieren roch. Bei ihm kam mein Kopf zur Ruhe. Ich brauchte mir nichts mehr auszudenken.“ Seite 26

Er will wissen wie Thomas Schell, sein Vater, gestorben ist. Und er will ihm wieder nah sein. Als er einen seltsamen Schlüssel entdeckt begibt er sich durch eine Reise quer durch New York, klopft an hunderte Türen nur um das Schloss zu finden. Denn er ist sich sicher, es muss die Lösung zu dem letzten Rätsel sein, dass sein Vater ihm bei einer Entdeckungstour aufgegeben hat.

Diese Abenteuerreise nimmt im Buch keinen so großen Stellenwert ein wie ich anfangs gedacht hatte. Das hat mich allerdings nicht enttäuscht, denn auch so begegnet man Menschen, die in ihrem Leben Geheimnisse haben und Oskar für eine kurze Zeit helfen seinem Dad näher zu sein.

Auch die Nebencharaktere wie Oskars Mutter, ein Freund der Familie oder der Mann aus dem oberen Stockwerk sind so facettenreich in ihren schrägen Angewohnheiten (!) und menschlichen Bedürfnissen, dass man gar nicht anders kann als sie in sein Herz zu schließen.

Zudem bieten zwei weitere Personen einen Einblick in ihr Leben, zu dem auch Oskar irgendeinen Bezug hat. Foer schreibt dies so wunderschön, dass alleine der Schreibstil an irgendeinem Punkt zu Tränen rührt, schafft Parallelen wo es keine geben sollte und fängt die Einzigartigkeit jedes Menschen ein. Er gibt den drei Hauptcharakteren eine ganz eigene Sprache: Oskar findet alles „krass“ und „hammerhart“, eine Frau schreibt nur in abgehackten Sätzen und der Mann in Sätzen, wo ein einzelner schon mal eine Seite umfassen kann.

Zudem ist das Buch wunderschön aufgemacht, was man einfach erwähnen muss. Die Bilder zwischen den Kapiteln lassen das Erlebte von Oskar für den Leser anschaulich werden, seine Ängste werden deutlicher und auch, was ihn beeindruckt. Die Eigenarten eines Charakters sind grandios damit eingefangen und es wartet sogar ein kleines Rätsel darauf gelöst zu werden (Ich bin noch beim Lösen).

Beim Ende sind aufgrund mehrerer Parallelen, der Auflösung aller Rätsel und einer Erkenntnis von Oskar einfach die Tränen geflossen. * S * Es hat mich einfach so enttäuscht, dass er seinem Vater nicht wirklich näher gekommen ist und das er dann die Geschichte wie seine Oma aufgerollt hat, um die Tragödie ungeschehen zu machen. Und ich dachte die ganze Zeit nur: Das ist nicht fair. Ich hätte mir wirklich, wirklich gewünscht, dass er das Rätsel hätte lösen können, denn sein Großvater als „Austausch“ für seinen Vater ist nicht wirklich ein Happy End. Wobei es im wirklichen Leben ja auch kein Happy End gab. Auf jeden Fall bin ich wegen dem Ende fertig. * S*


FAZIT

Ein wunderbar emotionales Buch, das eine moderne Tragödie behandelt und es dabei irgendwie schafft witzig und voller Lebensmut zu sein. Auf jeden Fall ein Buch, was man unbedingt gelesen haben muss, alleine um Foers Schreibstil und natürlich seine Ideen mitzuerleben. Allerdings sollte man mit außergewöhnlichen Figuren rechnen, die es einem nicht immer leicht machen. Denn auch wie Oskar, muss man den Sinn hinter allem vielleicht erst suchen…


Anmerkung: In anderen Rezensionen werden auch Parallelen zu dem Roman „Die Blechtrommel“ von Günther Grass festgestellt – da ich dieses Buch noch nicht gelesen habe, kann ich dazu aber kein Urteil abgeben. Sollte ich es irgendwann mal lesen, werde ich mögliche Ähnlichkeiten natürlich besprechen.


5/5 Punkte


Montag, 9. April 2012

Rezension...Jane Eyre von Charlotte Bronte

Die Autorin:

Charlotte ist eine der drei Bronte-Schwestern (Emily und Anne) die alle als Schriftstellerinnen agierten und wurde am 21. April 1817 in Thornton geboren. Sie schrieben alle unter männlichen Pseudonymen, damit ihre Werke nicht als "minderwertig" abgestempelt wurden. Charlotte Brontes Pseudonym war Currerr Bell. Erwähnenswert ist, dass ihre Schwestern ebenfalls unter dem Nachnamen "Bell" ihre Werke veröffentlichten. 1847 wurde mit "Jane Eyre" ihr erster Roman herausgegeben. Es folgten "Shirley" (1849), "Villette" (1853) und "The Professor" (1857). "The Professor" wurde gemeinsam mit ihrem unvollendeten Werk "Emma" nach ihrem Tod am 31. März 1855 veröffentlicht. Sie hat ihre beiden jüngeren Schwestern, die beide an Tuberkulose starben, damit überlebt.

Inhalt:

Nach einer entbehrungsreichen Jugend im Waisenhaus tritt die 18-jährige Jane Eyre eine Stelle als Gouvernante auf dem entlegenen Landsitz Thornfield Hall an. Mr. Rochester, Herr des Hauses, ist ein knorriger und verschlossener Mann. Dennoch entbrennt Jane in stürmischer Liebe zu ihm. Er aber scheint eine andere zu lieben. Außerdem gehen auf dem Anwesen in der wilden Moorlandschaft unheimliche Dinge vor sich …

Daten im Überblick:

Taschenbuch:
Autor: Charlotte Bronte
Originaltitel : Jane Eyre
ISBN: 9783458357551
Seiten: 591
Verlag: Insel Verlag
Auflage: 2, 14. November 2011
Preis: 9,99 €





Eigene Meinung:

„Jane Eyre“ ist 1847 erschienen und alle wollten damals wissen, wer dieses Buch geschrieben hat. Denn es ist unter einem männlichen Pseudonym von Charlotte Bronte veröffentlicht worden. Der Anfang des Buches besitzt leichte autobiographische Züge, die Geschichte von Jane Eyre jedoch ist erfunden und damit ein Roman.

Jane ist, wie wohl alle Menschen im 19. Jahrhundert, sehr religiös. Daher sind auch ihre Entscheidungen von Gott geprägt. Mich als Atheisten (Nichtgläubigen) haben diese Beschreibungen aber nicht gestört. Denn da das Buch aus der Sicht von Jane erzählt wird, sind ihre Reaktionen sehr gut nachvollziehbar. Zudem glaube ich, dass wir heute in einigen Situationen selbst so regieren würden, auch ohne uns auf Gott zu verlassen.

Wir begegnen Jane das erste Mal in ihrer Kindheit und verfolgen sie auf ihrem beschwerlichen Weg in ein Waisenhaus. Bis dahin hatte ich sie aber schon längst ins Herz geschlossen und sie kennen gelernt, mit all ihren Ängsten und Wünschen. Der Leser lernt ihr wahres Wesen kennen und was unter der Oberfläche steckt, die Jane später nach ihrer Erziehung im Waisenhaus, zeigen wird. Bis sie irgendwann auf Mr. Rochester stößt…

Die anbahnende Liebesgeschichte zwischen dem bald 40-Jährigen Mr. Rochester und der 18-Jährigen Jane Eyre, ist keineswegs kitschig, sondern eher sehr originell und nicht konventionell. Denn als Gouvernante entspricht sie nicht gerade der Braut eines reichen Herrn. Die Liebesgeschichte ist zeitlos, und die nun veraltete Sprache trägt dazu einen Großteil bei. Sie verleiht der Geschichte zusätzlichen Charme. Ich empfand die aufkeimende Liebe zwischen ihnen als recht ungewöhnlich. Zudem sind mir beim Lesen einige Dinge aufgefallen, die wir heute so nicht mehr tun würden. Denn wer sagt heute seinem Partner schon im Ernst, dass er ihn nicht sonderlich hübsch findet und seine Schmeicheleinen komplett überzogen sind?

Mr. Rochester ist (wie auch Jane und alle Nebencharaktere), nicht nur ein Charakter der Fehler hat, sondern sie werden erwähnt und beurteilt. Denn Jane ist ein Mensch, der das Wesen von Menschen hinterfragt und sie im Stillen beurteilt. Die Nebencharaktere nehmen in diesem Buch einen großen Stellenwert ein, denn eigentlich wird hier nicht nur eine mögliche Liebesgeschichte behandelt, sondern auch gesellschaftliche Probleme aus dieser Zeit. Bronte übt vielleicht nicht direkt Kritik an der Gesellschaft, beschreibt aber Missstände in ihrem Buch.

Die Umgebung in der das Buch spielt sorgt dafür, dass es mich komplett in seinen Bann zieht. Die Beschreibungen der Natur machen es lebendig, nehmen aber auch nicht Überhand.

Charlotte Brontes Schreibstil ist sehr angenehm und nicht mit dem Goethes zu vergleichen, den man von „Faust“ kennt. Es lässt sich leicht lesen, auch wenn einige Wörter heute nicht mehr so gebraucht werden („Schlechtigkeiten“).

Ich wollte bis zum Schluss wissen wie es ausgeht, da es sich wirklich nicht abzeichnen ließ. Da ich auch keine Verfilmung von Jane Eyre gesehen hatte, war mir das Ende vollkommen unbekannt und hat mich sehr überrascht.

FAZIT

Jane Eyre ist das Porträt einer jungen unabhängigen Frau. Ihre Liebe zu Mr. Rochester ist ungewöhnlich und wenig kitschig. Statt einer vorhersehbaren Liebschaft wartet Bronte mit einem spannenden Kampf für die Liebe und für Janes Moral auf – beides lässt sich jedoch nicht vereinen. Und am Ende steht für den Leser ein Abschied von Jane und ihrem Leben, der besonders schwer ist, weil man Jane ihr ganzes Leben lang gekannt hat.  

5/5 Punkte


Montag, 26. März 2012

Rezension...Der Zauber der Ersten Seite von Laurence Cossè

Die Autorin:

Laurence Cossé wurde 1950 in Boulogne-Billancourt geboren. Sie arbeitet als Kolumnistin und Hörfunkautorin sowie als Schriftstellerin. Kurzgeschichten und Theaterstücke von ihr wurden hoch gelobt. Auch ihre Romane wie etwa "Der 31. Tag des Monats August" fanden Anklang. Die meisten ihrer Romane betreffen die zeitgenössische französiche Gesellschaft, oft auf eine kritische oder ironische Weise.

Inhalt:

Wer kann Menschen, die gute Romane wollen, als Bedrohung empfinden?, fragt sich Kommissar Heffner, als Ivan und Francesca, die Gründer der Pariser Buchhandlung »Zum guten Roman«, ihm von Drohungen und Sabotage erzählen. Wollen wir denn nicht alle gute Bücher? Drei absolut harmlose Personen wurden angegriffen, weil sie zu einem geheimen Komitee gehören, das für die Buchhandlung die Bücher auswählt. Auf der Suche nach der Wahrheit taucht Heffner ein in die geheimnisvolle Welt der Bücher und derer, die sie lieben. Menschen, die dem Zauber der ersten Seite immer wieder erliegen und daran glauben, dass Bücher das Leben verändern, Schicksale steuern und die Liebe wecken können …

 Daten im Überblick:
                                                      
 Gebundene Ausgabe:
Autor: Laurence Cossè
Originaltitel: Au bon roman
ISBN: 3809025909
Seiten: 464
Verlag: Limes
Auflage: August 2010
Preis: 19,95 €





Kurze Anmerkung:

Die in der Rezension eingebauten Spoiler sind aus Vorsicht eingebaut worden, schildern aber nicht die wesentliche Handlung. Somit könnte man sie auch lesen ohne das Buch gelesen zu haben.

Eigene Meinung:

Dieses Buch ist wohl eines der schönsten über Bücher, der Liebe zur Literatur und wie man Literatur wertschätzen sollte.

Francesca und Ivan führen eine Buchhandlung, die nur ausgewählte Bücher anbietet und so all diejenigen Bücher wiederbeleben will, die viel zu oft viel zu wenig Beachtung finden. „Der Gute Roman“ findet viele Gegensacher und Liebhaber, die „Freunde“ unterstützen die spezielle Buchhandlung voll. Die angebotenen Bücher werden von einem Komitee ausgewählt. Doch plötzlich werden mehrere Mitglieder dieses streng geheimen Komitees angegriffen. Wurde „Der Gute Roman“ etwa verraten? Und warum will jemand Verfechter von außergewöhnlicher Literatur tot sehen? 

Dieses Buch ist gewiss kein Krimi, auch wenn es solche Elemente beinhaltet.

Die Geschichte wie die Idee zu einer solchen Buchhandlung geboren wird, warum man Literatur überhaupt auswählt und besonders wer Francesca und Ivan wirklich sind stehen im Vordergrund der Geschichte. Dabei nimmt uns eine „unsichtbare“ Person mit auf die Reise. Durch sie konnte ich regelrecht Stimmungswechsel im Buch spüren, sie mir aber noch nicht einmal erklären. Ivan und Francesca sind oft verzweifelt, baden im Glück oder sind mit Vorfreude erfüllt. Während der drei Jahre umfassenden Geschichte und den wenigen Tagen in denen ich das Buch gelesen habe, erschienen sie mir wie reale Personen. Ihre Probleme ließen mich zittern und ihre Erfolge habe ich im Stillen bejubelt.

Dabei habe ich mich besonders an Francesca gewöhnt die ich schon ins Herz geschlossen habe, egal wie verschlossen sie auch sein mag.
Ihre Stimmungen und Gefühle haben mich teils verwundert Spoiler! (Markieren zum Lesen)    , weil in ihr eine Änderung eingesetzt hat, die niemand im Buch erklären konnte und mich beunruhigt hat, Spoiler Ende! , weil ich einfach nicht wusste, wie es dazu kam.
Spoiler! (Markieren zum Lesen)
Mir hat ihre Art zu sein sehr gefallen und als sie sich dann zunächst unbemerkt von mir so verändert hat, war ich irgendwie richtig schockiert. Spoiler Ende!

Nicht zu kurz kommen natürlich auch die Anschläge auf die geheimen Mitglieder des Komitees. Sie werden geschildert, von allen Seiten beleuchtet um…eine Antwort zu finden? Weiter im Dunkeln zu tappen? Auf der Suche hilft Kommissar Heffner den Beiden und stellt ein paar Nachforschungen an.

Es bleibt bis zum Schluss spannend, wer für die Anschläge verantwortlich ist. Aber eigentlich geht es nicht nur um die Anschläge sondern darum wie eine solche Buchhandlung aufgebaut ist. Welche Gedanken muss man sich darum machen? Wie wählt man gute Bücher aus? Und ganz wichtig: Darf man überhaupt gute Literatur als solche bezeichnen? Gibt es Bücher, die von so schlechter Qualität sind, dass sie besser unbeleuchtet blieben? Welchen Anteil haben die Verlage daran? Und man stellt sich nicht nur die im Buch besprochenen Fragen, sondern fragt sich automatisch mit: Darf ich entscheiden ob ein Buch gut ist? Was bedeutet „gut“ eigentlich genau? Das war für mich natürlich doppelt interessant, da ich Rezensionen schreibe. Ich habe noch einmal darüber nachgedankt warum ich Bücher so bewerte wie ich es tue.

Spannend gemacht haben das Buch aber auch die Unterhaltungen zwischen allen Beteiligten, denn oft hatte man das Gefühl das Worte unausgesprochen blieben. Das gibt dem Buch noch mal einen besonderen „Charme“ und wenn dann auch noch unvorhergesehene Dinge geschehen, mit denen man nie im Leben gerechnet hätte, dann ist der Spannungsfaktor immens gestiegen. Trotzdem ist es kein Page-Turner sondern ein Buch welches man am liebsten gar nicht umblättern möchte, weil man gerade diese Stelle noch mal lesen will. Daher finde ich auch, dass Laurence Cossès Sparche perfekt zu dem Buch passt. Die Sprache ist flüssig zu lesen, so dass man schnell zur nächsten Seite umblättert.

Das Buch lebt zusätzlich von dem ganz besonderen Pariser Flair, welches für mich auch einen entscheidenden Grund hat, der auch im Buch angesprochen wird. Wo könnte man sonst eine so außergewöhnliche Buchhandlung eröffnen?

Mit dem Ende hat Laurence Cossé alle Fragen geklärt und mich ein bisschen traurig zurückgelassen, da das Buch nun vorbei war.

FAZIT

Das Thema dieses Buches, ob Literatur gut sein kann und auch die Beziehung zwischen Francesca und Ivan, haben mich sehr fasziniert. Ich würde dieses Buch gerne noch mal lesen, diesmal aber langsam um alle Einzelheiten mitzubekommen. Es hat einige Fragen aufgeworfen die ich mir auch noch eine lange Zeit stellen werde, weil sie mir wichtig erscheinen. Zudem war das Ende zutiefst anrührend. Ich musste nicht weine, nicht mal lachen, aber die Atmosphäre war wirklich besonders, weil plötzlich alles aufgelöst war.

5/5 Punkte

Zitate:

„`Ich fürchte, weder Sie noch ich werden sie in Zukunft zu Gesicht bekommen`, sagte Van. `Sie wird zur Fee Morgane und zu den Isolden unserer Träume zurückkehren, in jene Märchenwelt voller fantastischer Geschöpfe, von denen niemand weiß, ob sie wirklich existiert haben. Schon jetzt bin ich mir keineswegs sicher, dass so eine hinreißende und absolut nicht prüde Person unserem Komitee angehört hat, und Sie müssen sie einfach vergessen.`“

„…Unser Unterfangen ist genau das. Wir geben uns alle Mühe, das literarische Erbe zu schützen und zu fördern, das von Vergessen und Gleichgültigkeit bedroht ist, von der Geschmacksverirrung ganz zu schweigen. Das ist unbestreitbar eine gute Sache.“

Sonntag, 18. März 2012

Rezension...Der Tag, an dem Marilyn starb von Donna Milner

Die Autorin

Donna Milner ist bekannt als kanadische Autorin. Ihr Debütroman »River« wurde ein internationaler Erfolg und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Mittlerweile hat sich Milner ausschließlich dem Schreiben verschrieben und bereits ihren weiten Roman »Der Tag, an dem Marilyn starb« veröffentlicht. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie im kanadischen Bundesstaat British Columbia.
(Quelle: lovelybooks.de)

Inhalt

Ist es Zufall, dass Lucy Coulter am selben Tag stirbt wie Marilyn Monroe? Der 5. August 1962 jedenfalls ist für ihre Familie ein tragischer Tag. Warum musste die junge Frau auf so mysteriöse Weise ums Leben kommen? Doch ihr Tod zwingt ihren Mann Howard auch, sich endlich der Antwort auf eine Frage zu stellen: Warum hat er ihr all die Jahre nie die Wahrheit über seine Vergangenheit gesagt?

Daten im Überblick:

Taschenbuch:
Autor: Donna Milner
Originaltitel: The Promise of Rain
ISBN: 3492272118
Seiten: 400
Verlag: Piper Taschenbuch
Auflage: Juni 2011
Preis: 9,95 €




Eigene Meinung:

„Der Tag, an dem Marilyn starb“ ist für mich ein Buch, dass sich um grob gesagt, drei Themen dreht. Zuerst geht es in dem Buch natürlich um den Tod von Lucy Coulter. Sie ist Mutter von drei Kindern, Frankie, Christopher und Ethie. Und da der Tod von ihr sehr überraschend kommt und auf eine für sie sehr ungewöhnliche Weise, ist dass erstmal unbegreiflich für die Familie. Es handelt sich bei dem Buch aber keineswegs um einen Krimi, da von vornherein feststeht, dass ihr Tod ein Unfall war. Es wird für die Familie aber noch schwerer, weil Vater Howard sich noch mehr zurück zieht, als er es zu Lucys Lebzeiten getan hat. Dies hängt mit seinem Geheimnis zusammen. Und in dem Geheimnis, dass sich um den 2. Weltkrieg dreht, liegt das zweite (für mich) große Thema dieses Familienromans.

Das dritte Thema ist eventuell ein Nebenthema, welches das Down-Syndrom behandelt. Denn Christopher bzw. Kipper hat diese Krankheit und muss immer wieder mit Vorurteilen kämpfen und sich seinen Platz in der Welt erst verdienen.  

Donna Milner hat sich in ihrem Roman keineswegs zu viel vorgenommen, sondern konnte die Probleme sehr authentisch vermitteln. Die Charaktere sind alle sehr unterschiedlich, sie leben wirklich, denn sie haben alle eine Vergangenheit die mehr oder weniger zur Sprache kommt und die auch relevant ist für die Handlung.

Der Roman wird aus der Sicht von Ethie, Lucys Tochter, geschildert. Sie ist beim Tod ihrer Mutter erst elf Jahre alt und kümmert sich immer um ihren älteren Bruder Kipper. Die Geschichte im Jahr 1962 wird allerdings durch Rückblenden aus Howards Sicht unterbrochen, in denen er vom 2. Weltkrieg berichtet. So lichtet sich das Geheimnis allmählich. Es bleibt bis zum Ende des letzten Rückblicks nicht erschließbar, was passiert ist und wieso Howard bis heute solche schrecklichen Erinnerungen hat. Beide Erzählungen werden zum Schluss zusammengeführt.

Aufgrund dieser schwierigen Themen, ist das Buch natürlich etwas bedrückend, auch traurig, macht aber auch Hoffnung. Und besonders das Ende des Buches finde ich wunderschön gewählt und bildet meiner Meinung nach einen tollen Abschluss zu einer mitreißenden Geschichte.

Den Titel des Werkes finde ich schön, aber da das Buch so gar nichts mit Marilyn Monroe zu tun hat, ist es für mich nur schwer erschließbar, warum gerade dieser Titel gewählt wurde. Dagegen finde ich den englischen Titel „The Promise of Rain“ (Deutsch: „Das Versprechen des Regens“) viel schöner. Denn im Buch bekommt Regen tatsächlich eine besondere Bedeutung. Auch das Englische Cover finde ich schöner, dass deutsche schneidet aber auch nicht viel schlechter ab.

FAZIT

Bei meiner Punktevergabe musste ich kurz überlegen, weil ich mir nicht ganz sicher war ob 5 Punkte angebracht sind. Aber aufgrund des herrlichen Endes, habe ich mich doch für 5 Punkte entschieden. Auch so hat die Geschichte eigentlich alles: Liebenswerte Figuren die man sofort ins Herz schließt, Themen die jeden von uns interessieren sollten, einen Schreibstil dem man gerne Seite für Seite folgt und Emotionen freisetzt. Und auch der Spannungsbogen kommt nicht zum Erliegen. 

 5/5 Punkte

Dienstag, 17. Januar 2012

Rezension...Zwei an einem Tag von David Nicholls

Der Autor:

Geboren 1966 in der englischen Grafschaft Hampshire, ging David Nicholls zum Studium nach Bristol, wo er Englische Literatur und Schauspiel belegte. Danach übernahm er einige Jahre lang immer wieder mal Rollen, aber eine Karriere als Schauspieler wurde dann doch nicht daraus. Nach Redaktionsarbeiten für BBC Radio Drama versuchte er sich schließlich als Drehbuchschreiber - und zwar mit großem Erfolg. So stammt etwa die Kultserie "Cold Feet" aus der Feder von Nicholls. 2005 erschien dann sein erster Roman "Keine weiteren Fragen". Weitere folgten - und mit ihnen der Aufstieg zum Bestsellerautor. Zusammen mit seiner Familie lebt der Autor in London.
(Quelle: amazon.de)

Inhalt:

»Gerade stelle ich mir dich mit 40 vor!« Es ist der 15. Juli 1988, und Emma und Dexter, beide zwanzig, haben sich gerade bei der Abschlussfeier kennengelernt und die Nacht zusammen durchgemacht. Am nächsten Morgen gehen beide ihrer Wege. Wo werden Sie an genau diesem Tag ein Jahr später stehen? Und wo in den zwanzig darauffolgenden Jahren? Werden sich die beiden, die einander niemals vergessen können, weiterhin immer gerade knapp verpassen?


Daten im Überblick:

Taschenbuch:
Autor: David Nicholls
Originaltitel: One Day
ISBN: 9783453811843
Seiten: 541
Verlag: Heyne Verlag
Auflage: 15. Auflage, April 2011
Preis: 9,99 €



Eigene Meinung:

Das Cover von „Zwei an einem Tag“ ist nichts was mich normalerweise zum Kauf bewogen hätte: Es ist schlicht (was an sich absolut nichts Schlechtes ist) und die Farben sind nicht treffend gewählt. Trotzdem ist die Grundidee, die Umrisse von zwei Gesichtern zu zeigen, nicht schlecht und ich konnte mir auch eine Erklärung für das Motiv denken. Die Gesichter bleiben schemenhaft und sind in ihren Gesichtszügen nicht klar wahrzunehmen, genau wie Dexter und Emma sich gegenseitig meist nicht wahrnehmen.  

Das Buch wird abwechselnd aus Sicht von Dexter und Emma erzählt. Ohne diesen Sichtwechsel wäre die Hälfte des Buches gut wegzulassen, denn den 15. Juli verbringen Emma und Dexter, nicht wie zuerst angenommen, nicht immer zusammen. Auch passiert an einem 15. Juli natürlich nichts Einschneidendes in ihren Leben. Sie heiraten nicht an diesem Tag, sie bekommen oft auch keine erschütternden Nachrichten. So bleiben die Kapitel meist ein Überblick darüber, was sich in den Leben von „Dex und Em, Em und Dex“ über das Jahr beruflich und privat verändert hat.
Der Grund warum gerade der 15. Juli ausgewählt wurde um die Beiden zwanzig Jahre lang zu begleiten, liegt nahe und besteht darin das Emma und Dexter an diesem Tag 1988 das erste Mal miteinander gesprochen haben.

Beide sind nach ihrem Abschluss noch unschlüssig was sie beruflich tun wollen und für was sie sich einsetzen, also welchen Platz sie in der Gesellschaft einnehmen. Jeder geht auf ganz unterschiedliche Weise an die Planlosigkeit ran.

Dexter ist nicht der sympathischste Mensch der mir begegnet ist, aber er war mir auch nicht komplett unsympathisch. Er trinkt, er hat viele Affären, aber ein Wandel rettet ihn davor ein nerviger Charakter mit den ständig selben Problemen zu werden. Allerdings habe ich mich bei ihm oft gefragt Warum? Warum tut er das überhaupt?
Emma kann man vielleicht als sein Gegenstück bezeichnen, was die Charaktereigenschaften angeht. Sie interessiert sich für Literatur, Politik und versucht obwohl sie keine Ahnung hat was sie als nächstes tun soll, ihrer Moral zu entsprechen.
„Em und Dex, Dex und Em“ erleben Höhen und Tiefen, was beide auch davor bewahrt auf Stereoprotagonisten reduziert zu werden. Emma die Gute und Dexter der Böse. Aber zum Glück erleben wir einige moralische Fehltritte und gute Seiten mit.

Das Ende beantwortet die meisten Fragen die während des Lesens ungeklärt blieben, dennoch hätte ich mir ein Ende gewünscht das mehr über die Zukunft offenbart, weil ich finde, das diese Zeit (Gegenwart) ziemlich unabgeschlossen war. Die Endszene war aber gut gewählt, sehr realistisch wie das gesamte Buch. Trotzdem habe ich auf den Wow-Effekt* vergeblich gewartet.

FAZIT

Das Buch ist durch den Schreibstil leicht zu lesen, aber kein Page-Turner, da die Geschichte manchmal festgefahren wirkte. Für Romantik-Fans wird es kein ideales Buch sein, da es sehr realistisch ist und aus dem Leben gegriffen sein könnte. Die Idee ist neu und interessant, ebenso wie die Geschichte die mir das Buch zu erzählen hatte, insgesamt konnte es mich aber nicht komplett überzeugen. Darum von mir:

3,5 / 5 Punkten

* Ein Ende hat für mich den Wow-Effekt, wenn in mir besondere Gefühle hoch schwappen, wenn ich lachen oder weinen muss. Oder wenn ich das Buch zuklappe und mir denke, wie schön das war, wie romantisch und der *hach*-Moment kommt. Besonders ist es aber auch, wenn ich danach sehr viel über die Geschichte nachdenke und mich noch einmal damit beschäftige.