Dienstag, 29. November 2011

Rezension... Mit offenen Augen von Joyce Carol Oates

Die Autorin:

Joyce Carol Oates wurde am 16. Juni 1938 in New York geboren. Sie studierte an der University of Wisconsin Englisch und Philosophie und war in ihrer späteren beruflichen Laufbahn unter anderem Professorin für kreatives Schreiben. Zu ihren Werken gehören rund 300 Erzählungen und 60 Romane. Oft thematisiert sie in ihren Büchern realistisch- sozialkritische Themen und gilt daher als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der US-Gegenwartsliteratur. Sie ist seit 2009 (nach dem Tod ihres 1. Mannes) erneut verheiratet.
2003 wurde „Mit offenen Augen“ unter dem Titel „Freaky Green Eyes“ veröffentlicht. Es ist der dritte Jugendroman von Oates.

Inhalt:

„Es ist vielleicht ein komischer Gedanke, aber mit den meisten Leuten in unserer Familie wären wir nicht befreundet, wenn wir nicht mit ihnen verwandt wären.“
Franky hat sich in dem Menschen getäuscht, den sie am meisten liebt – ihrem Vater. Sie muss einer Wahrheit ins Auge blicken, die ihr Leben verändert.
Ein überzeugender Plädoyer gegen Gewalt.
(Klappentext Auflage Januar 2007)

Übrigens:

Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis


Daten im Überblick

Taschenbuch:

Autor: Joyce Carol Oates
Originaltitel: Freaky Green Eyes
ISBN: 3423622970
Seiten: 272
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)
Auflage: 1. Auflage (Januar 2007)
Preis: 7,95€

Rezension:

Francesca Pierson, von allen nur Franky genannt, ist sich nicht ganz bewusst wer sie eigentlich ist.  Doch ihre Familie ist immer für sie da, auch wenn ihre Mutter sie immer Francesca nennt und sie das hasst. Denn seit sie fast auf einer Party vergewaltigt wurde weiß sie, dass „Freaky Green Eyes“ in ihr schlummert. Bereit zu kämpfen.

Frankys Charakter und der von „Freaky Green Eyes“ sind zutiefst unterschiedlich und passen doch wunderbar zum Gesamtbild von Francesca. Während Franky vernünftig handeln will und dies nach den Vorstellungen ihrer Familie ausrichtet, bäumt sich Freaky in ihr auf und gewinnt manchmal sogar die Oberhand… Plötzlich wird Franky mutig und kämpft um die Menschen die sie liebt.

Joyce Carol Oates schafft es dank dieser beiden Persönlichkeiten zu zeigen, wie schwierig es für uns alle sein würde, in der Situation von häsulicher Gewalt richtig zu handeln. Und kann dank dessen auch Vorurteile beseitigen. Der Mut ein Verbrechen in der eigenen Familie anzuzeigen wird häufig unterschätzt.

Wer hinter dieser Geschichte die eines Teenagers sucht der in Selbstmitleid zerfließt, ist mit diesem Buch falsch. Es zeigt grausam und gleichzeitig einfühlsam die Geschichte von Opfer, Täter und den Mitwissern, den zweiten Opfern.

Oates hat eine Erzählweise die es leicht macht das Buch zu lesen. Ohne Beschönungen wirkt das Buch fast beklemmend und man kommt nur langsam voran, muss die Ereignisse trotz viel Spannung erstmal einsinken lassen.
Die Geschichte ist in Kapitel eingeteilt, die im Abstand von Monaten bis Tagen die jeweilige Situation schildern. So lässt Oates „unwichtige“ Details aus und beschränkt sich nur auf die Ereignisse, die Wendepunkte in der Geschichte markieren.

Das Ende ist gleichermaßen schockierend wie auch eine natürliche Folge der Geschehnisse. Ein Buch, dass auch Jahre nach dem Lesen nicht in Vergessenheit geraten ist und das ich jedem zu diesem Thema empfehle.
(Diese Rezension wurde von mir im Juni 2013 überarbeitet. Da es eine meiner ersten Rezensionen war gefiel mir im Nachhinein der Ausdruck nicht mehr.)

FAZIT

Häusliche Gewalt ist ein allgegenwärtiges Thema, daher sind "überzeugende Plädoyer gegen Gewalt“ besonders wertvoll. Durch nachvollziehbare Personen und die Schilderung eines längeren Zeitraums gelingt eine präzise Schilderung der Ereignisse. - Distanziert und doch mitfühlend.
Ein realitätsnaher und gerade deshalb schockierender Roman. Dieses Buch brannte sich in mein Gedächtnis ein!
 
5/5 Punkte

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Danke für jedes einzelne liebe Kommentar! Anni